Artikeldatum: 09.08.2008, letzte Aktualisierung: 05.11.2009

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02.06.2001 - Gilde - Als um Mitternacht die Ordnungsmacht kam ... (SZ)

Sie nehmen es historisch genau, die Schützen in Oer. Und das ist gar nicht so leicht. Wann ist denn nun genau der Beginn des Gildenlebens zu definieren. 1851? Es ist davon auszugehen, sonst würde jetzt zu Pfingsten ja nicht kräftig das Jubiläum gefeiert. Aber schon viel früher muss eine Gemeinschaft bestanden haben.

Wie sonst ist es zu erklären, dass die Aufzeichnungen des Pfarrers Blankenheim, der bis 1745 in Oer amtierte, aussagen, der Pastor höchstselbst sei \“für das Bier, das alljährlich den Schützen für das Feuergeben bei den Segensstationen spendiert wurde\” aufgekommen.

Wie dem auch sei, der offizielle Start des Gildenlebens ist mit dem Jahr 1851 zu verbinden, unabhängig davon, dass schon 1835 in Alt-Oer und 1836 in Siepen Schützenfeste stattgefunden haben müssen. Wer so etwas herausfindet, muss sich monatelang hinsetzen, Archive durchforsten, texten, texten und nochmal texten.

Genau das haben Heinz Schnettger, Gerhard Merten, Claus Lange und Werner Schmülling getan. Herausgekommen ist eine äußerst interessante Chronik der Geschichte der Bürgerschützengilde. Gut 100 Seiten Umfang, eine Unmenge an Informationen und somit alles Wissenswerte sind zusammengefasst.

Freunde von Stadt-und Gesellschaftshistorie werden ihre helle Freude haben. An \“alten Schätzchen\” wie Bildern der frühen Königspaare. 1926 beispielsweise, als Otto I. Schröder-Merten gemeinsam mit Aloysia I. Godde das Regiment übernahm.

Jubiläumsschrift mit \“Schätzchen\”

Dabei ist es nicht nur das 150-jährige Bestehen der Gilde, das mit dem Höhepunkt des Jubiläumsschießens von Ex-Königen und Ex-Prinzgemahlen am Pfingstsonntag ab 11 Uhr über gefeiert wird. Die erstmalige Wiederbegründung kam 1926 zu Stande. Im Vergleich zu heutigen Festivitäten sind es geradezu abenteuerliche Geschichten, die die Vorbereitung würzten. Bis zum Festanfang lag damals noch keine Genehmigung zum Ausschank alkoholischer Getränke vor, und es ist überliefert, dass den Festwirten Wilhelm Pieper und Wilhelm Oberhag gelinde gesagt der Kragen platzte. Nur einen Tag sollte die Polizeistunde großzügig gehandhabt werden. Und tatsächlich, montags erschien Glockenschlag 24 Uhr ein starkes Polizeiaufgebot und räumte das Zelt.

Harte, aber auch schöne Zeiten – heute geradezu undenkbar. Ein Dorf ist Pfingsten auf den Beinen – wohl über Mitternacht hinaus.

Gut Schuss!

02. Juni 2001 | Quelle: Stimberg Zeitung (Oer-Erkenschwick)